So übertitelt Axel Postinett seinen Handelsblatt-Artikel. Also skizzieren wir mal das Thema „Oracle erfindet die Cloud neu“.
Kann man die Cloud überhaupt neu erfinden?
OK, wer Larry Ellison etwas näher kennt, weiß, dass er noch nie um vollmundige Ankündigungen verlegen war. Je lauter, desto besser. So bezeichnet Axel Postinett ihn: „Ellison ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten des Silicon Valleys“.
Oracle ist nicht schlecht unterwegs, aber im Kampf der Giganten liegt Oracle weit hinter z. B. Microsoft. Auf Basis der Marktkapitalisierung ergibt sich folgendes Bild:
„Oracles Marktkapitalisierung liegt bei 170,8 Milliarden Dollar – die von Microsoft bei 1,54 Billionen Dollar. Oracles Konzernumsatz betrug im Finanzjahr 2020 39 Milliarden Dollar. Allein der Cloud-Umsatz bei Microsoft betrug jedoch im abgelaufenen Finanzjahr 50 Milliarden Dollar.“
Weiter schreibt der Autor: „Ellison hat ein Problem: Er kann nicht ansatzweise so viel in seine weltweite Infrastruktur investieren, wie die drei Giganten Amazon, Microsoft oder Google. Die stecken jedes Jahr Milliarden in neue Cloud-Datencenter rund um den Globus und transkontinentale Datenverbindungen. So bringen sie ihre Cloud-Center so nah wie möglich zum Kunden, um schnellen Datentransfer und kurze Antwortzeiten der Server zu garantieren. Ellison macht nun aus der Not eine Tugend: Er baut seine Cloud auf Wunsch komplett direkt beim Kunden im Unternehmen auf.“
L. Ellison und sein Team bauen gehörig an dem „digitalen Wolkenkuckucksheim“ von Oracle, damit die Kunden Oracle treu bleiben. Das ist nicht ganz einfach, wie die neue Deutschland-Chefin Stefanie Kemp in ihrem Interview skizzierte. Natürlich weiß sie um die Herausforderung, dass Kunden, die sich in der Microsoft Azure oder AWS-Cloud befinden, nur noch schwer loszueisen sind.“ Aber Aufgeben ist keine Lösung.
Hinweise in eigener Sache:
Alles zum Thema Cloud im Kontext CRM und MarTech in unserem Flipboard-Magazin.
Wie entwickelt sich der Cloud-Markt?
Die verschiedenen Cloud-Arten kurz vorgestellt.
Was bedeutet beim Thema Cloud, „aus der Not eine Tugend zu machen“?
Oracle nennt das in der jüngsten Pressemitteilung „Dedicated Region Cloud@Customer“. Ein schöner, langer Begriff, der was bedeutet?
„Um die hohe Nachfrage aufseiten der Kunden zu bedienen, hat Oracle gestern Oracle Dedicated Region Cloud@Customer angekündigt, die weltweit erste vollständig verwaltete Cloud-Region im Rechenzentrum der Kunden.
Alle Oracle Public Cloud-Services der zweiten Generation – einschließlich Autonomous Database und Oracle Cloud-Anwendungen – können jetzt auch On-Premise, also direkt beim Kunden bereitgestellt werden.“
In anderen Worten handelt es sich um eine Cloud-Installation, die direkt beim Kunden eingerichtet wird.
„Unternehmen erhalten damit das gleiche Komplettpaket aus modernen Cloud-Services, APIs, branchenführenden SLAs, einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis und höchsten Sicherheitsstandards, die auch in der Public Cloud-Region von Oracle in den Rechenzentren des Unternehmens verfügbar sind.
Das Angebot eignet sich besonders für stark regulierte oder sicherheitsorientierte Unternehmen, die anspruchsvolle Datenaufbewahrungsanforderungen erfüllen sowie Betriebskosten senken und Altsysteme modernisieren müssen.“
Warum hat Oracle dies so entwickelt?
„Unsere Geschäftskunden haben uns mitgeteilt, dass sie für den Betrieb ihrer unternehmenskritischen Workloads die volle Funktionalität und Bedienungsoberfläche einer Public Cloud On-Premise wünschen, einschließlich des Zugriffs auf alle Cloud-Dienste von Oracle“, erklärt Clay Magouyrk, Executive Vice President of Engineering, Oracle Cloud Infrastructure.
„Genau das bekommen sie nun mit Oracle Dedicated Region Cloud@Customer. Unternehmen erhalten auf dieser Plattform alle unsere Cloud-Services der zweiten Generation, einschließlich der Autonomous Database, direkt in ihren eigenen Rechenzentren. Unsere Marktbegleiter können ihren Kunden keine vergleichbare dedizierte Cloud On-Premise anbieten.“
Was ist somit der USP der neuen Oracle-Cloud-Lösung?
„Sie gewährleistet ein unübertroffenes Maß an Sicherheit für den Kunden.“
Mehr zu dem Service und dem Angebot lesen Sie hier direkt bei Oracle.
Unser Fazit und Kommentar:
Das ist es, was viele Kunden im Mittelstand immer noch umtreibt: Sie geben ungern Ihre Daten – vor allem Kunden-Daten – in die Hände fremder Rechenzentren.
Erst kürzlich wurde durch eine EUGH-Entscheidung das Privacy-Shield-Abkommen gekippt. Somit passen die neuen Cloud-Angebote von Oracle perfekt in die aktuelle Diskussion.
Schon seit Beginn der Cloud-Installationen hat dies zu Bauchgrimmen oder eindeutiger Abwehrhaltung geführt.
Damit hat Oracle durchaus ein paar neue, gute Argumente auf seiner Seite. Gerade CEOs im Mittelstand sind nach wie vor zögerlich mit der Verlagerung in externe Clouds.
Was wir uns auch vorstellen können ist, dass Oracle ungenutzte Cloud-Kapazitäten für externe Zwecke weitervermietet. Dadurch kann Oracle dem Kunden evtl. ein besseres Preismodell anbieten. Dies wäre ein weiteres Argument für Oracle.
Ob das konform zur DSGVO oder anderen Gesetzen ist, das habe ich mit Axel Postinett, Ralf Korb und anderen auf Facebook kurz diskutiert. Eine These war, ob das was Neues ist oder nur alter Wein in neuen Schläuchen. Ich zitiere hieraus wie folgt:
Georg Blum:
„Ich kenne das aus anderen Branchen, z. B. Druckzentren. Irgendwann war es den Versicherungen und den Banken oder anderen Unternehmen mit Jahresverträgen zu teuer, die eigenen Druckzentren zu betreiben. Dann verkaufte man diese Geräte an einen externen Betreiber, der den ganzen „Schrott“ übernahm… um dann an den Tagen, an denen der Auftraggeber keine Druckvorgänge hatte, andere Aufträge zu drucken.
Und diese Cloud (so stelle ich mir das vor) wird dann auch von Oracle zur Verfügung gestellt und dann die Überkapazitäten auch von anderen genutzt. Das macht es dann deutlich günstiger für den Auftraggeber.
Ob sich das durchsetzt? Spannende Frage.“
Axel Postinett:
„Georg Blum interessante Frage. Bin mir nicht sicher, ob Oracle rechtlich gesehen (und praktisch gesehen) in der Lage ist, das dediziert vergebene Equipment bei Leerlauf anderweitig zu nutzen.
Könnte aber spannend sein, wenn der Kunde zustimmt und Oracle Fremdaufträge hinter der Unternehmensfirewall (!) abarbeiten kann und im Gegenzug zum Beispiel dafür Gutschriften auf die Monatspauschale gibt.“
Antwort Georg Blum:
„Axel Postinett mein Gedanke war, es muss sich ja für Larry & Co lohnen. Ansonsten wäre es ja ein reiner Austausch einer Betriebslösung. Geht auch, aber ich vermute, er denkt „in Skalierung“ und nicht nur an Europa mit DSGVO/GDPR. „.
Schlussfazit:
Die letzte positive Produktmeldung war: Zoom baut auf die Oracle-Cloud. Diese Meldung könnte ein kleiner Befreiungsschlag sein.