Es lohnt sich diesen Artikel – trotz seiner Länge – in Ruhe zu lesen, denn er bringt manches Problem Deutschlands zum Thema Zukunft auf den Punkt.
Mir fällt dabei sofort der Begriff „Public Viewing“ ein. Denn auch dieser ist aus fehlerhafter Übersetzung entstanden. Dennoch hat er sich im Sprachgebrauch durchgesetzt. Und wie bei den Lemmingen, werden solche Begriffe aufgeschnappt und ohne Überlegung weiterentwickelt bzw. übernommen.
Jetzt zum Grund, warum Sie den Artikel lesen sollten:
Zum Einstieg kommt der Hinweis, dass „digital“ oder digit einfach eine Zahl/Ziffer ist. Das binäre (binary) System besteht aus „2 digits“, der „0“ und der „1“. Insofern hat, oh Überraschung, die Digitalisierung etwas mit Zahlen und Daten zu tun.
Nur, wie interpretieren der Amerikaner und der Deutsche bestimmte Begriffe oder Aussagen? „Much is lost in translation whenever Anglo-Americans and Germans talk about technology.“ Die Nomenklatur in der deutschen Sprache ist eine andere, sagt der Autor. Der Deutsche hört die Begriffe im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch und benutzt sie – teilweise ohne Anpassung der Nomenklatur – in einem deutschen Kontext.
Es sind ein paar Zitate, aber sie zeigen schon in aller Kürze, wo der Schmerzpunkt liegt.
Ein Statement auf T-Shirts in den 90ern war: „There are only 10 kinds of people in the world.“ Auf dem Rücken stand: „Those who get binary and those who don’t.“
„Politicians, executives, intellectuals – anybody in Germany who wants to sound visionary without being specific reaches for Digitalisierung.“
Aber, das überrascht nun den deutschen Leser: Lee Rainie, a pollster at the Pew Research Center in Washington, recently pondered this during a visit to Berlin. In America, he says, digitalization is “not a word that is the title of a conference, or a journal, it’s not a word that entrepreneurs use, it never comes up in news stories.”
„Germany is an engineering culture, so Germans generally tend to think of Digitalisierung as a hardware phenomenon. In their schools it means getting the children iPads. When Americans – at Khan Academy, for example – talk about “edtech” or “e-learning”, they think about how, cognitively, human beings learn and ought to be taught, which is quite different.“
Sehr schön seziert der Autor, das sprachliche, aber auch das Transfer-Problem vieler Deutscher. Ich finde, er regt perfekt an, über die nächsten Gedanken und Schritte „nachzudenken“.
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