Oracle entlässt tausende von Mitarbeitern
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Oracle entlässt tausende von Mitarbeitern – ein Branchentrend?

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Anfang August dieses Jahres stand fest: Oracle entlässt einige Tausend Mitarbeiter. Teilweise wurden sogar Zahlen von bis zu 10.000 von insgesamt 143.000 Mitarbeitern gemeldet. Viele verschiedene Quellen bezogen sich dabei auf Meldungen des englischsprachigen Newsportals „The Information“ und auf Gespräche bzw. Äußerungen auf Social Media von (Ex-)Mitarbeitern von Oracle.

Sicher ein Dilemma, welches nicht ganz überraschend kommt, denn mehrheitlich werden Mitarbeiter entlassen, die im Marketing-Cloud-Umfeld von Oracle beschäftigt sind bzw. waren. Viele der Mitarbeiter verschaffen sich im Internet dazu Luft. Der Ärger sitzt tief.

Warum müssen gerade Mitarbeiter aus dem Marketing-Cloud-Umfeld gehen?

Seit vielen Jahren versucht Oracle vergeblich, ein Nachfolgeprodukt für Siebel CRM im Markt zu etablieren, aber so richtig kam die Lösung nicht zum Laufen. Viele Oracle-Siebel-Kunden sind inzwischen auf andere Produkte anderer Hersteller umgestiegen.

Hinzu kommt der Versuch, eine Marketing-Cloud – vergleichbar zu Salesforce oder Adobe – aufzubauen. Doch auch dieses Bestreben ist, wie man inzwischen sagen kann, krachend gescheitert. Es wird in verschiedenen Quellen von ca. 4 Mrd. $ Fehlinvestition gesprochen.

Hire&Fire – oder mache mir den Larry!

Über die Art und Weise, wie Oracle seine Mitarbeiter*innen entlässt, möchte ich hier nicht viele Worte verlieren. Das Wort „schäbig“ beschreibt dies vermutlich noch sehr freundlich.

Auch der Weggang von Stefanie Kemp, der Chefin für das Deutschlandgeschäft, darf sicher in diesem Zusammenhang gesehen werden. Kaum 2 Jahre im Amt, gab sie jüngst ihren Wechsel zu den Sana-Kliniken bekannt.

Oracle fällt seine eigene Größe und der ewige Druck des Inhabers zu weiterem Wachstum vor die Füße. Oracle kaufte zuletzt den HealthCare-Spezialisten Cerner für sehr viel Geld (28,3 Mrd. $). Im Nachhinein betrachtet war das wahrscheinlich schon die Gegenreaktion auf das missglückte Marketing-Cloud- und AD-Business. So kennt man Larry Ellison. Hauruck. Mal nach links, mal nach rechts.

Spannend in dem Kontext der Oracle Geschichte sind jedoch noch weitere Meldungen

Fokus 1 Salesforce

Der CRM-Branchenprimus Salesforce vermeldet den „Tritt auf die Bremse“. Marc Benioff wird von der CIO.de zitiert: „Die Kunden werden immer bedächtiger in ihrem Kaufverhalten“, sagte Salesforce-Gründer und Co-CEO Marc Benioff. „Die Verkaufszyklen können sich verlängern.“ Dazu komme, dass die Deals von höheren Managementebenen geprüft würden. „Nahezu jeder, mit dem ich gesprochen habe, geht bei seinen Geschäften mit mehr Augenmaß vor“, stellte der Manager fest.“

In nackten Zahlen bedeutet das: Salesforce korrigiert seine Jahres-Prognose (Geschäftsjahresende ist Jan 2023) nach unten.

Mitarbeiter-Neueinstellungen werden vorsichtiger vorgenommen, Immobilien-Flächen werden großflächig weitervermietet. Letzteres ist in den Zeiten von „hybridem Arbeiten“ sowieso keine Überraschung mehr, sondern eine logische Folge der Ist-Situation.

Auch wir hatten letztes Jahr einige Pitches, in denen Salesforce mit dabei war, jedoch nicht immer reüssiert hat. Ist vielleicht Salesforce auch zu schnell gewachsen und/oder ist die hochpreisige Lizenz-Strategie einer der Gründe?

Fokus 2 Weitere Tech-Konzerne verhängen Einstellungsstopps

SAP, Google und Meta stellen derzeit keine neuen Mitarbeitenden ein. Die Tech-Giganten reagieren auf wirtschaftliche Unsicherheiten und wollen sich beim Ausbau von Teams zurückhalten. https://www.inside-it.ch/tech-konzerne-werden-vorsichtig-bei-neueinstellungen-20220721

Fokus 3 Auch Google und Microsoft sparen jetzt beim Personal

Das „R“-Wort (Rezession) geht um: Aus Sorge vor einer Rezession – nicht nur in den USA – treten nun auch die Tech-Giganten Google und Microsoft auf die Kostenbremse. Sie verlangsamen den Aufbau bzw. reduzieren ihren Personalstamm. Bei Google (164.000 Mitarbeiter) wird von Einstellungspause und „weniger Zuwachs als geplant“ gesprochen. Bei Microsoft, so das Manager Magazin, wird von 1 % Abbau von den etwas über 180.000 Mitarbeitern spekuliert. Das klingt absolut erst einmal nach viel, im Kontext der Größenordnung sind das aber durchaus übliche Korrekturen.

Rückläufiger Branchentrend oder einfach normale Korrekturen?

Es gibt auf der anderen Seite nach wie vor Firmen, die auf Wachstum setzen und Mitarbeiter einstellen. Dies, das zeigte die Krise im Jahr 2008, kann sich durchaus bewähren. Wer gerade in Krisenzeiten investiert, kommt in der Regel gestärkt aus der Krise heraus.

Wer derzeit noch Jobs anbietet, das zeigte sich in einem Post auf LinkedIn als Reaktion auf die Oracle-Meldungen. Dort hat eine Mitarbeiterin von Software-Hersteller Workday eine lange Liste von Jobangeboten veröffentlicht.

Aus Gesprächen mit deutschen Herstellern oder Dienstleistern hören wir derzeit durchaus nach wie vor sonnige Signale. Die Kapazitäten sind komplett auf Monate ausgebucht. Software-Entwickler und Projekt-Manager werden händeringend gesucht.

Fazit: Es bleibt abzuwarten, ob es eine leichte Erkältung des Marktes bleibt. Ist es evtl. sogar nur eine regionale, bei Oracle sogar hausgemachte Delle? Falls sich die Branche bzw. die Weltwirtschaft eine Erkältung holt, dann wird das sicher andere Dimensionen einnehmen.

 

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